Die Werttheorie der Österreichischen Schule

 

Der Wert existiert nicht in den Dingen, sondern im Bewusstsein derer, die sie bewerten…

Gemäß der Österreichischen Schule gibt es keinen objektiv messbaren Wert eines Gutes. Laut Carl Mengers Theorie des subjektiven Wertes leitet sich der Wert eines Gutes vom Grenznutzen des Ziels ab, dem es dienen soll.

Der Wert eines Gutes oder einer Dienstleistung ist also kein objektiver Wert, sondern das Resultat eines subjektiven Evaluierungsprozesses. Laut Roland Baader ist jeder Wert ein Phänomen der subjektiven Evaluierung und kann nur auf einer subjektiven Skala der Wertpräferenzen eines Individuums eingereiht werden. Da es so viele Präferenzskalen wie Menschen gibt (und da sich die Reihung der Präferenzen zudem unentwegt ändert), kann der Wert eines Gutes oder einer Dienstleistung niemals objektiv gemessen werden.

Ein klassisches Beispiel: ein Glas Wasser ist nach einer Phase der Trockenheit in der Wüste wahrscheinlich das wertvollste Gut auf Erden. Wenn jedoch der Durst erst einmal gelöscht ist, sinkt der Grenznutzen eines Glases Wasser rasch. Dem hundertsten Glas Wasser wird kaum noch ein Wert zugebilligt. Es ist jedoch dieses letzte Glas Wasser das den Marktpreis bestimmt. Der Grenznutzen ist daher der Nutzen der letzten verfügbaren Einheit eines Gutes, das einen Bedarf befriedigt. In anderen Worten, der Wert eines Gutes wird durch die subjektive Einschätzung des Wertes der letzten Einheit (der marginalen Einheit) bestimmt.

Laut Roland Baader ist diese subjektive Einschätzung des Wertes die tiefste Quelle von Fortschritt und Wohlfahrt. Denn wenn alle Menschen allen Gütern den gleichen Wert zubilligen würden, dann könnte es keinen Handel und keine Arbeitsteilung geben. Jeder Handel ist daher niemals ein Handel von „gleich gegen gleich“, sondern vielmehr für beide Seiten ein Gewinn, d.h., ein Vorgang bei dem am Ende jeder der Beteiligten bessergestellt ist als vorher.

Aufgrund der oben genannten Gesetzmäßigkeit ist es unmöglich einen „fairen Wert“ für Aktien, Anleihen oder Gold zu kalkulieren. Wir bei Austrian Economics Analytics glauben, dass es allenfalls möglich ist eine relative (Über- oder Unter-) Bewertung gegenüber anderen Anlageklassen und den Geldaggregaten zu analysieren.

Ist der Vergleich von Trends verschiedener Anlageklassen tatsächlich vertretbar? Wir glauben ja, denn menschliche Emotionen, Reaktionen und Verhaltensweisen gleichen sich meist an Extrempunkten. Ein Preischart spiegelt zum Beispiel die kollektive Abstimmung aller Marktteilnehmer wider. Wir glauben daher, dass alle Bullenmärkte im Grunde dazu tendieren ähnlich auszusehen, da sich menschliche Emotionen und Verhaltensweisen in Extremsituationen immer gleichen. Auf dieser Grundlage können wir die psychologischen Muster der verschiedenen Trendphasen vergleichen. Gier, Furcht und Panik bestimmen Anfang und Ende von Bullenmärkten.

Nächstes Kapitel: Die Österreichische Schule und ihre Ansicht zum Interventionismus