Laut der Österreichischen Schule der Nationalökonomie ist es unmöglich, die Komplexität und Dynamik von menschlichem Verhalten durch mathematische Modelle zu erklären und vorherzusagen. Umso tiefgreifender die Eingriffe in das Wirtschaftssystem sind, desto unvorhersehbarer und schwerwiegender werden auch die Konsequenzen sein. Das eigentliche Problem wird dabei üblicherweise nicht gelöst. Während Interventionen oft von guten Absichten herrühren, hat Kurt Tucholsky darauf aufmerksam gemacht, dass das Gegenteil von „gut“ nicht „schlecht“ sei, sondern „gute Absichten“. Interventionen tendieren daher dazu, unbeabsichtigte und langfristige Probleme zu bereiten, die in einem „laissez-faire“ System nicht eintreten würden.
Murray Rothbard merkte dazu an: „Wenn die Regierung eine Depression so schnell wie möglich beendet sehen will, und eine Rückkehr der Wirtschaft zu einem normalem Zustand des Wohlstands, welchen Weg sollte sie einschlagen? Die erste und klarste Aufforderung ist: mische dich nicht in den Bereinigungsprozess des Markts ein. Umso mehr die Regierung interveniert um die Bereinigung des Marktes hinauszuzögern, umso länger und zermürbender wird die Depression sein, und umso schwieriger wird der Weg zur umfassenden Erholung sein.“
Eine Analogie aus der Natur zeigt wie kontraproduktiv Intervention sein kann:
In den 1960ern ereignete sich eine Reihe von vernichtenden Waldbränden im mittleren Westen der USA. Aufgrund der Nulltoleranzpolitik wurden sogar kleinste Brände gelöscht. Diese Interventionen der Forstbehörden sollten sich jedoch als ineffektiv herausstellen, und in der Tat führten sie dazu, dass sich die Lage verschlimmerte. Es stellte sich heraus, dass die steten Interventionen in das Ökosystem im Endeffekt fruchtbare Voraussetzungen für wesentlich größere Brände schafften. Als eine Folge der Interventionen alterte der Wald, ältere und brüchige Bäume wurden nicht durch jüngere ersetzt, und die Dichte von flammbarem Material in der Form von Gestrüpp und Ablagerungen stieg. Der natürliche Zyklus war manipuliert worden.Diese künstliche Intervention in das ökologische System des Waldes führte zu einer sukzessiven Destabilisierung.
Im Laufe der Jahre erkannten die Behörden schließlich, dass Waldbrände Teil des natürlichen Lebenszyklus des Waldes waren. Sie regulieren die Dichte, reduzieren die Menge des Ungeziefers, halten Baumkrankheiten im Zaum und schaffen Platz für jüngere Bäume. Seit 1988 verfolgen die Forstbehörden daher eine „lass es brennen“ Politik, d.h., sie intervenieren nur noch wenn menschliches Leben oder historische Gebäude in Gefahr geraten. Kurzum, die Behörden verlassen sich auf die Fähigkeit der Natur sich selbst zu regulieren.
Das folgende Beispiel zeigt, dass sogar die Folgen einer riesigen Feuerkatastrophe relativ insignifikant sind. In 1988 zerstörte ein großes Feuer im Yellowstone National Park mehr als 1,5 Millionen Hektar Wald. Ein Drittel des Parks brannte. Im Anschluss führte das angebliche Desaster zu überraschenden Erkenntnissen. Grüne Sprösslinge bedeckten den Park nur ein Jahr nach dem Brand. In der Tat war das Feuer ökologisch nutzbringend für den Park, weil die Zapfen gewisser Nadelbäume sich nur bei höheren Temperaturen öffneten, und ihre Saat fiel nun auf die fruchtbare Asche die den Boden bedeckte. Aus unserer Sicht ist das ein beeindruckendes Beispiel für die selbstregulierenden Kräfte der Natur. Vertreter der Österreichischen Schule argumentieren, dass ähnliche Erkenntnisse auch auf Wirtschaftssysteme angewendet werden können.
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